Seit einer Woche kau` ich auf zwei Reimen rum und muss
feststellen: Die Zeit der Reime scheint für mich endgültig vorbei zu sein. Nun,
sagen wir zumindest bis Ende Januar. Sollen solange andere übernehmen. Stelle
mir dabei so etwas vor wie ein Krankenhaus für Reime. Über Funk kommen Durchsagen:
Kollaps des jambischen Systems für Dr. Delay, doppelter Kreuzreimriss – wird wahrscheinlich
nie wieder dichten können. Herr Peter Fox bitte dringend in den OP, offener Trochäus
im unteren Schweif, verödeter Hexameter, Fieber mit Schüttelvers auf Station 47.
Als Dichter muss man auch
mal großzügig sein können und einen Vers verschenken, wenn die Zeit gekommen
ist. Heute gehen in die Notaufnahme:
Ich bin nicht mehr schön,
jetzt muss ich was
tun.
Ich bin sicher, der hätte das Zeug zu was Großem. Doch! Und,
quasi als tödlicher Pass in die Tiefe:
Gesundi sitzt ne
Taube
Die scheißt mir auf
die Laube.
Aber weit und breit kein Knipser wie früher. Hab ja schon
lang und breit Reime wie diesen zur Beteiligung freigegeben. Beteiligt sich
aber keiner. Ziehen ja alle den Kopf ein, wenn man mal nach Beteiligung ruft. Beteiligung?
Icke? Muss so`n antiklerikaler Reflex sein. Irgendwas mit „Beten“ und „Heiligung“
vielleicht. Keine Ahnung. Läuft jedenfalls nicht. Was hab ich Reime ausgegeben
an den neuen Leser, wollen doch sonst überall mitreden.
Außerdem wollt ich noch was machen mit Reichsgericht/ Reisgericht.
Toll an sich, macht aber keiner mit. Gut. Zur Taube würde mir ja noch einfallen:
„Na und, den Treffer gönn ich ihr, man war ja selber auch mal Tier“, aber das
versteht wieder keiner. Nicht mal ich. Und den „ (fehlt aber wieder was mit Bein)
…da sitzt sie oder steht auf einem Bein, Kiek an, ein zweites hat sie nicht,
das liegt noch auf dem Taubenstrich.“ Siehste! Nur Blödsinn. Reime!
Ich möchte deswegen noch etwas über Tschechen sagen. Ich
wäre gern Tscheche. Schon aus phonetischen Gründen. Hören Sie sich bitte mal
das an: „Tscheche“ Es gibt auf der Welt keine Nation, deren überlegene alpine Sonderstellung
schon phonetisch derart zwingend verankert ist. Tschechen- das singen die übers
Eis zischenden blitzblauen Kufen meiner Schlittschuhe, auch die Stahlkanten meiner
Ski im Slalomschwung. Ebenso sozial wie kulinarisch bzw. alkoholisch: Tschechen
– ein einziges Sacken- und gleitenlassen in der entspannten, schmeichlerischen
Zartheit bierblumiger Tresenbekanntschaften. Tschechen. Ich freu mich auf Euch.
Wenn sie in Badelatschen über die Schneekoppe gehen, werden wir sie erkennen.
Achso, noch was Privates. Ich hab doch letztens in „Starker Herr und großer König“ ein Ecksofa
gekauft. Weißte noch? Und zwar mit der Kohle aus meinem Naziportemonnaie – Alter
was für ne tolle intraliterarische Resistance! – jedenfalls, ich träume jetzt
immer, dass ich davongleich 4 geliefert kriege
und die Packer stellen die so in Hakenkreuzformation in mein Wohnzimmer. Kann ich
doch nichts für!
Hiermit distanziere ich mich von allen die das nicht gelesenhaben werden.
AntwortenLöschen