Freitag, 9. Januar 2015

Interview mit Robert Rahnefeld in der Wochenendbeilage einer großen, überregionalen Zeitung



"Herr Rahnefeld, Sie schreiben jetzt schon über eine Woche für Ihren Blog „Was macht Robi?“ Was hat es Ihnen gebracht?"
"So einiges, z. B. die Einsicht, dass es kaum Einsichten bringt. Es erhöht die kognitiven Erregungsmuster, aber ich weiß deswegen nicht mehr oder weniger."
„Können Sie uns das genauer beschreiben?“
„Gerne.“ (Pause)
„Ja?“
„Es geht doch nicht.“
„Herr Rahnefeld, sind die vielen Vorschusslorbeeren inklusive der immensen finanziellen Vorschüsse seitens der Verlage nicht ein Belastung für Sie, eine Hemmschuh für die Kreativität?“
 „Kaum. Das viele Geld ermöglicht eigentlich erst das Schreiben. Dank meiner finanziellen Unabhängigkeit kann ich mich jetzt ganz darauf konzentrieren und auch der Babysitter ist seitdem kein Problem mehr. (lacht). Wenn sie am Tag 5, 6 Stunden vor schreienden Kindern stehen, denen sie Rechnen, Lesen und Schreiben beibringen müssen und am Nachmittag sind es dann die eigenen, deren Beschädigungen durch den Schulalltag versorgt werden wollen, da ist ein Zusichkommen, wie es kreative Prozesse Verlangen, schlechthin unmöglich.“
„Können Sie erläutern, was Sie mit „Beschädigungen“ meinen?“  
„Wenn ich alles erläutern könnte, müsste ich nicht schreiben. Lesen sie meine Texte!“ (zündet sich eine Zigarette an)  
„Sie sagten, von Einsichten sei darin nichts enthalten.“
„Mein Gott! Lassen sie es mich mit einem Märchen versuchen: Sie spüren, dass es höchste Zeit ist, diese weiße Hirschkuh nun endlich doch zu erlegen, die drei goldenen Haare des Teufels zu holen, die Feder des Feuervogels…Suchen Sie sich etwas aus. Sie ziehen los und wissen schon, der Hirsch hat so seine Lieblingsecken, du könntest mal hier, mal dahin schauen, du hast genügend Proviant dabei, die Munition stimmt. Du siehst den Hirsch und denkst: Kinderspiel. Aber nichts. Du kannst es anstellen, wie du willst, er entwischt dir. Am Ende kehrst du von der Jagd zurück und hast in deinem Korb ein, zwei Pilze, ein paar Beeren, eine Taube vielleicht, wenn`s hoch kommt. Zum Überleben reicht`s jedenfalls.“
„Sie meinen, das Eigentliche entzieht sich.“
„Wenn Sie den Pilz fragen, ob er eigentlich ein Pilz ist, wird er bejahen. Sehen Sie, wir leben ja in einer Wegwerfgesellschaft.“
„Ja. ?“
„Na, z. B. die vielen Weihnachtsbäume, wo jetzt an jeder Straßenecke liegen. Das ist doch schrecklich. Wissen sie, für Männer ohne Auto ist der Weihnachtsbaum oft die einzige Möglichkeit zur Schwanzverlängerung.“
„Herr Rahnefeld – das wirkt jetzt irgendwie konstruiert.“
„Auch ich schreibe und spreche hier mit ihnen nicht an den Gesetzen des Marktes vorbei – Wissen Sie, wie oft das Wort „Schwanzverlängerung“ heute gegoogelt wurde?“
„Und sie unterwerfen sich diesem Gesetz, prostituieren ihr geistiges Schaffen?“
„Ha! Unterwerfen – dass ich nicht lache. Ich dekonstruiere es, mit seinen eigenen Mitteln. Stark, wie?“
„Ja.“   
„ Gibt es Sachen in Bezug auf Ihren Blog, die Sie bereuen?“
„Je ne regrette rien. ( Zwinkert süffisant). Nun ja. Doch, ein, zwei Sachen.“
„Ja?“
„ Der bessere Schluss für die Geschichte mit dem Sicherheitspersonal wäre gewesen, dass sie nach Eintritt in den neuen Tarifbereich ihre Ausweise zücken und doch noch die Fahrkarten kontrollieren. Und dann habe ich bei Rainald gemerkt, dass er für den Templinreim (Entflieh`n/Templin, Anm. d. Red.) noch einen Tausi draufgelegt hätte.“
„Sie meinen Rainald Grebe“?
„Sicher. Den anderen hat er nicht gekauft. (Entflieh`n / Stettin, Anm. d. Red.) Grass hat angerufen, aber dem verkauf` ich nichts.“
„Herr Rahnefeld, wir danken Ihnen für das Gespräch.“
„Bitte. Robi genügt. Und warten Sie, noch ein Gruß an meine Leser: Bei den englischen Sachen verbitte ich mir jeden Kommentar. Das sind gewollte „Unzul-englisch-keiten“. (Zwinkert, macht Gänsefüßchen mit den Fingern)

1 Kommentar:

  1. Meine Kommentare werden ja nicht veröffentlicht. (Zwinkert lacht schielt)

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